Karl Lagerfeld, Berlinale 2008. Foto/Urheber: Siebbi. CC BY 3.0. https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/deed.de

Karl Lagerfeld, Berlinale 2008. Foto/Urheber: Siebbi. CC BY 3.0. https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/deed.de

Prägend: Karl Lagerfeld

Viele der sogenannten – und nicht selten selbsternannten – Modedesigner kennt man heute nicht mehr beim Namen, so schnell kommen sie, und so schnell sind sie auch wieder vergessen. Dieser Name wird jedoch unvergessen bleiben: Karl Lagerfeld – selbst bei Menschen, die sich nicht sonderlich für Mode interessieren.

Der berühmte, aus Hamburg stammende, deutsche Modeschöpfer ist am Dienstag, den 19. Februar, mit 85 Jahren in Paris gestorben. Er war ein von seiner Mutter früh gefördertes Multitalent und hat für die größten Modehäuser und Unternehmen gearbeitet. Weltweit berühmt wurde er nicht zuletzt mit seiner bis heute erfolgreichen Wiederbelebung der etwas angestaubten Marke Coco Chanel.

Kreativ und diszipliniert: mit einem enormen Arbeitspensum

Karl Lagerfeld ist das Paradebeispiel dafür, dass Kreativität und Disziplin nicht Gegensätze sind, sondern Eigenschaften, die, wenn sie zusammenkommen, ganz Großes schöpfen können. Sein Credo war: „Meine Kollektionen sind keine Kunst, sondern zum Anziehen“, und: er wollte „gute Kleider für alle“ machen.

Neues mit Stil verbinden

Der vielseitig interessierte, exzentrisch wirkende Modeschöpfer schaffte es, wie man an seiner Arbeit für das Haus Chanel sehen kann, eine Grundidee immer wieder zu variieren, so dass ein gewisser Stil sichtlich erkennbar bleibt, dieser aber nie langweilig wirkt. Darin lag, meiner Ansicht nach, sein großes Können. Denn Stil hat etwas mit Treue, mit Wiedererkennbarkeit und Aussagekraft zu tun. Mode hingegen erfordert regelmäßig Abwechslung und Erneuerung und auch eine gewisse Spiegelung der sich verändernden Gesellschaft. Diese beiden konträren Dinge – Stil und Mode – buchstäblich unter einen Hut zu bringen, das gelingt nur wenigen großen Modeschöpfern. Er selbst war mit seiner dunklen Sonnenbrille, dem weißen Haar, das er stets im Mozartzopf trug, dem weißen Hemd mit Vatermörderkragen und meist dunklem Jackett längst zur unverkennbaren Stilikone geworden.

Lagerfeld und die Jogginghose

Unvergessen wird er auch wegen seiner vielen Bonmots bleiben, die immer wieder gerne zitiert werden. Lagerfeld war klug, belesen und konnte zuweilen recht bissig werden, aber sein Humor schloss eine große Portion Selbstironie mit ein. Geistreich und pointiert waren seine Statements immer. Von ihm stammt der Spruch „Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren“. Ganz so prinzipiell würde ich das nicht unterzeichnen, aber tatsächlich hat die Jogginghose bei den meisten Anlässen nichts zu suchen, wie ich hier im Frisurenblog ja auch schon geschrieben habe.

Und noch ein Zitat von Karl Lagerfeld möchte ich zum Schluss bringen: „Ich leide an einer Überdosis meiner selbst.“ Diese Krankheit der unaufhörlichen Selbstbetrachtung und des Kreisens um sich selbst scheint mir ein immer größer werdendes Problem unserer Gesellschaft zu werden. Nur, dass Karl Lagerfelds Fähigkeit zur Selbstdiagnose nicht allen gegeben ist.

Bis zum nächsten Mal,

Daniel Schmid

 

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